Selbsthass – Probe

Generalprobe Teil 1

Von der Probe bis zum Dreh.

von Katharina Schäfer
freie Autorin / Projektteilnehmerin des eMotions-projects

Ich bin aufgeregt. Mit meiner Kamera um den Hals und meinem Schreibblock in der Tasche sitze ich in der U6 Richtung Fasanenhof. Es dämmert bereits. Heute Abend darf ich die Proben der Künstlerinnen Antoaneta Bork (Anni), Nadine Friedrich und Helen Yeboah des eMotions-projects besuchen. Die fleißigen Tänzerinnen sind gemeinsam mit der Projektleiterin Carina Clay (Cary) bereits seit Wochen damit beschäftigt, Konzepte zu erarbeiten und dazu passende Choreographien einzustudieren. Ich selbst bin bereits seit Beginn des Projekts an der Konzeptionsentwicklung beteiligt, die Künstler*innen bei der Arbeit konnte ich jedoch coronabedingt bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Daher bin ich sehr gespannt, was mich außerhalb unserer regelmäßigen Zoom-Meetings gleich erwartet.

Schon während ich von der Haltestelle auf das Jugendhaus Fasanenhof zulaufe, sehe ich im beleuchteten Probenraum eifriges Treiben bei Anni, Nadine und Cary. Ich klopfe an die Glastür, werde hereingelassen und tauche mit ein in diese geschäftige Welt. Ich werde freudig begrüßt, während Outfits anprobiert, Positionen besprochen und Streifen aus buntem Kinesio-Tape ausgeschnitten werden. Heute ist die letzte offizielle Probe vor dem geplanten Videodreh.

„Es ist ein sehr intimes Projekt. Ich hab das Gefühl, wir nehmen die Themen die uns selbst beschäftigen und sagen und zeigen was wir wirklich fühlen. Es ist auch hart, aber ich finde sowas muss man zeigen. Am Anfang sollten wir einen Aufsatz über uns selbst schreiben – da muss man dann erst mal selber kramen. Das dann noch auf Papier bringen, sich damit auseinandersetzen und dann noch präsentieren mehr oder weniger – das öffnet einen noch mehr“, erzählt mir Anni.

Zwischen den einzelnen Durchgängen, nach denen Cary den Mädels jeweils Feedback gibt, auf was sie achten müssen, werden die Outfits verfeinert. Wir sitzen gemeinsam auf dem Boden und schneiden aus buntem Kinesio-Tape Streifen und Pfeile aus, die die Outfits für den Dreh komplett machen sollen. Nadine hat Zeichnungen mit Varianten mitgebracht, die Streifen anzubringen. Die Streifen wirken wie jene Striche, die vor chirurgischen Eingriffen – wie etwa Schönheitsoperationen – auf den Körper gemalt werden. „Es soll gleichzeitig aussehen wie eine Rüstung“, sagt Cary. „Das ist unsere künstlerische Freiheit.“ Eine Rebellion gegen Schönheitsideale und den Druck, einem bestimmten Bild entsprechen zu müssen.


Um mich weiterhin hinter die Kulissen von unseren Proben und Videodrehs zu begleiten, schau am Mittwoch 24.11.21 wieder im eMotions-Blog vorbei!
Eure Katharina