Werden Menschen mit MigrationsVordergrund benachteiligt behandelt? Wieso wird immer nach dem Migrationshintergrund gefragt? Was bringt einem diese Information?
In einem unserer Zoom-Talks der eMotions-Projektgruppe vom 20.11.20 kamen diese Fragen auf.
MigrationsVORDERGRUND* / MigrationsHINTERGRUND**
Wir haben darüber nachgedacht, ob die Aufteilung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund nur das Schubladendenken verstärkt. Wenn z.Bsp. in der Presse von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gesprochen wird, dann wird das gerne, von dem/die Autor*in wie auch dem/der Leser*in, in einem negativen Zusammenhang gebracht und schürt Vorurteile.
Beispiel MigrationsHINTERGRUND ** familiärer Hintergrund:
Wenn ein/e Franzose/Französin, Schwede/in, Däne/in nach Deutschland bzw. in zweiter oder dritter Generation in Deutschland lebt und akzentfrei Deutsch spricht, wird dann Migrationshintergrund erfragt? Wird er/sie ständig gefragt wo er/sie herkommt?
Beispiel MigrationsVORDERGRUND *Äußere Merkmale, wie z.Bsp. Haare, Haut und Augen:
Aus unserer Erfahrung wird die Frage immer dann gestellt, wenn aufgrund von äußeren Merkmalen, die sich von dem regionalen Standard unterscheiden, ein Migrationshintergrund vermutet wird. Jemand der selbst aus einem anderen Land nach Deutschland emigriert ist, stört sich in der Regel nicht an dieser Frage und erzählt gerne von seiner Herkunft und Geschichte, wenn er das Gefühl hat, dass es sich um einen Safe Space handelt. Der/Die Fragende bekommt hier auch das geliefert, was er/sie aufgrund der äußeren Merkmale erwartet hat – eine spannende Geschichte oder die Bestätigung seiner/ihrer eigenen Vorurteile.
Ich komme aus Deutschland!
Bist Du aber in Deutschland geboren und aufgewachsen und sprichst von klein auf Deutsch, dann irritiert Dich diese Frage. Die Irritation entsteht zum Einen, weil aufgrund äußerer Merkmale sofort ein Schubladendenken erfolgt und zum Anderen, weil in den meisten Fällen die Antwort: Ich komme aus Deutschland, nicht ausreichend ist. Mit dem Deutschsein, wird eben immer noch ein bestimmtes Aussehen, ein bestimmter Glaube und ein bestimmtes Verhalten verknüpft.
Vorurteile
Der Begriff Migrationshintergrund kann in einem diskriminierenden Zusammenhang verwendet werden. Wir unterscheiden hier zwischen biologischen Migrationshintergrund und dem systemrelevanten Begriff vom Migrationshintergrund und dessen Verwendung. Der systemrelevanten Begriff vom Migrationshintergrund benachteiligt im Alltag sehr oft die Menschen, auf die sich diese Bezeichnung bezieht. Dieser Begriff fördert Vorurteile wie z.Bsp.:
Migrationshintergrund = Schwache Sprachkenntnisse in Deutsch und allgemeine schwache schulische Leistung.
Unser Fazit:
- Werden Menschen mit MigrationsVordergrund benachteiligt behandelt? Oftmals ja.
- Wieso ist der Migrationshintergrund in der Kommunikation so wichtig? Man möchte gerne anderes Aussehen, Akzent und anderes Verhalten einordnen können.
- Wieso wird immer nach dem Migrationshintergrund gefragt? Sehr oft ist es Interesse.
- Was bringt einem diese Information? Manchmal sehr wichtig um mögliche Konflikte oder unangenehme Fragen zu vermeiden oder auch um Gemeinsamkeiten festzustellen. Oft geht es generell um Austausch. Andererseits werden diese Informationen gerne genutzt um eigene oder gesellschaftliche Vorurteile zu bestätigen.
Unserer Meinung nach sollte der systemrelevante Begriff vom Migrationshintergrund nicht mehrere Generationen betreffen, wenn jmd. in der Familie emigriert ist, solange dies zu Benachteiligung und Diskriminierung führen kann. Wenn der Migrationshintergrund ein Hintergrund und kein Vordergrund ist, entstehen bessere Chancen in Schule, Beruf, bei Behörden und am Wohnungsmarkt. Mann sollte seinen Migrationshintergrund nicht verleugnen müssen, um zu verhindern in eine Schublade gesteckt zu werden.
„Diversity is not about how we differ. Diversity is about embracing one another’s uniqueness.” —Ola Joseph