Tanzpädagogin, Tänzerin, Choreographin
Antoaneta (Anni) ist 22 Jahre alt und eine heteroflexible Cis-Frau. Geboren ist sie in Karlsruhe, aufgewachsen in Ludwigsburg. Anni und ich kennen uns aus dem Kunstzentrum Karlskaserne. Dort war sie jahrelang meine Tanzschülerin. Ihr starker individueller Ausdruck und ihre Leidenschaft im Tanz hat mich dazu bewegt sie immer wieder zu meinen Projekten einzuladen. Wir teilen die Überzeugung, dass wir mit Tanz viel Gutes in Menschen bewegen können und tun dies auch. Im eMotions-project tanzt Anni gemeinsam mit Nadine Friedrich das Duett “Selbsthass”.
Die beiden waren zu Beginn des Projektes noch gemeinsam in der Tanzausbildung an der Minkov Akademie in Winnenden. Nun starten sie ihre Berufskarriere als Tänzerinnen leider mitten in der Pandemie, was die beiden hart auf die Probe stellt. Doch aus meiner Sicht macht sie das nur stärker. Anni und Nadine zeigen in ihrem Stück über Mobbing und Bodyshaming nicht nur ihre verletzliche innere Seite, sondern auch ihre beeindruckend starkes tänzerisches Können.
Das Duett „Selbsthass“ ist live zu sehen, am Internationalen Tag der Frau 08.03.2022 // 18:00 via Zoom. Link schick ich gerne auf Anfrage zu. Schreib mir einfach auf info@carinaclay.de
Im Anschluss laden wir zu einem Puplikumsgespräch ein.
WOnach strebst du im leben?
Ich strebe nach meinem persönlichen Glück, welches aus kreativen, schaffenden und sozialen Tätigkeiten besteht. Mit meiner Berufung schaffe ich es immer mehr, mir diesen Wunsch zu erfüllen, der Weg bleibt aber das Ziel.
HAST DU DISKRIMINIERUNG ERFAHREN?
Sexismuserfahrungen und Diskriminierung aufgrund meines Namens. Sexismuserfahrungen treten im Alltag öfter auf, vor allem, wenn es dunkel wird. Daher gehe ich beispielsweise nur ungern auf konventionelle Partys. Obwohl es ein Ort der Freiheit ist, werde ich genau hier sehr unangenehmen und nervigen Situationen ausgesetzt. Von unangebrachten Kommentaren bis zu unerwünschten Berührungen gibt es viele Situationen, in denen ein NEIN meistens nicht ausreicht. Diese machen es schwer, mich in meinem vermeidlichen Zuhause, der Tanzfläche, wohl zu fühlen.
Wenn ich fremden Menschen begegne, sei es bei einem Date oder auch an der Rezeption beim Arzt, werde ich oft wegen meines Vornamens diskriminiert. Er sei besonders schön, da er so selten ist, oder es wird nicht nach der Rechtschreibung oder der richtigen Aussprache gefragt, obwohl diese sehr wichtig ist. Meist wird einfach selbstbewusst eine Annahme gemacht, anstatt einfach zu fragen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen das gar nicht sehen, sie handeln nur in eigenem Interesse. Würde ich keinen „deutschen“ Nachnamen tragen, wäre ein bestimmtes Bild von mir überall vorprogrammiert.
WAS IST FÜR DICH HASS?
Hass ist für mich die wahrscheinlich negativste Emotion. Sie geht tief, ist radikal und lässt keinen Raum für Widerstand. Ich denke, dass Menschen aus Schutz hassen. Diese „Verteidigung“ äußert sich in Angriffen, welche andere nur verletzten können.
HAST DU SCHON MAL HASS EMPFUNDEN?
Ich habe viel Ungerechtigkeit empfunden und würde sagen, das ich dagegen oft machtlos war. Ich denke aber, dass tiefer Hass explosiv ist und ich eher implodiere.
WAS HAST DU AN DEUTSCHLAND?
An Deutschland habe ich zunächst meine Heimat. Ich bin so froh, ein Leben in Wohlstand haben zu können und die Dinge machen zu können, die ich liebe. Es ist nicht selbstverständlich in so einem Luxus zu leben, ohne Hunger oder tägliche Existenzängste. Dafür bin ich sehr dankbar.
WAS SOLL SICH FÜR DICH IN DEUTSCHLAND ÄNDERN?
Die meisten Dinge, welche ich ändern würde sind entweder gesellschaftlich oder systematisch verankert. Ein großer Verursacher dessen ist, denke ich, unser veraltetes Bildungssystem. Diesem würde ich eine Sanierung geben, nach dem Vorbild der skandinavischen Länder. So wie wir leben, erleben wir auch unsere Umwelt und so verhält sich auch unser Mindset, welches in Deutschland oft nicht mehr zeitgemäß ist.
WAS WÜNSCHT DU DIR FÜR DEN WEITEREN WEG UNSERES PROJEKTES?
Ich bin über Cary auf das Projekt gekommen. Mit ihr hatte ich schon einige tolle Projekte machen dürfen. Somit war ich sehr gespannt darauf, wie wir die aktuellen und auch heiklen Themen bearbeiten würden. Für den weiteren Weg des Projektes wünsche ich mir, dass es kein abgeschlossenes Ende gibt, wie es so oft bei Kunstprojekten, Aufführungen etc. ist. Es soll verstanden, darüber gesprochen und reflektiert werden, sodass wir eine Bewegung der Gesellschaft schaffen und damit ein Stück näher an eine hassfreie Gesellschaft kommen.
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